Themenfokus CO2 Senken - Teil 1: Moore

Neben technologischen Ansätzen wie dem "Carbon Capture and Storage", bei dem CO2 aus der Atmosphäre entnommen und unterirdisch gespeichert wird, nehmen vor allem die Ökosysteme unserer Erde CO2 auf und werden daher als natürliche Kohlenstoffsenken bezeichnet. Diese Senken spielen eine wichtige Rolle bei der Erreichung des 1,5 Grad Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens bzw. der Bekämpfung der Klimakrise.

Zu den natürlichen Kohlenstoffsenken zählen die Ökosysteme Moore, Wälder, Ozeane und Böden. Die Klima-Kollekte widmet sich im heurigen Jahr diesen Kohlenstoffsenken und informiert über deren Bedeutung auch für Länder des globalen Südens und wie wir alle dazu beitragen können, diese Ökosysteme als natürliche Klimaschützer zu bewahren.

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Moore als Kohlenstoffsenke

Teil 1: Moore – nasse Klimaschützer

Im ersten Teil unseres Themenfokus widmen wir uns dem Ökosystem Moore. Moore sind eine wichtige Kohlenstoffsenke und spielen eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels.

An Orten, an denen sich große Mengen Niederschlag oder Grundwasser ansammeln und nicht in den Grund absickern können bilden sich diese sogenannten Moore. Seit Jahrtausenden speichern Moore Kohlenstoff, schützen vor Hochwasser, indem sie wie Schwämme das Wasser aufsaugen, reinigen das Trinkwasser, indem sie wie ein Sieb wirken und Schadstoffe herausfiltern und liefern frische Luft, indem sie kalte Luft abgeben und als sogenannte Kaltluftentstehungsgebiete dienen. Sie spielen also eine große Rolle in der Natur und damit auch fürs Erdklima.

Moore sind einzigartige Ökosysteme, die viele Arten von Pflanzen, unter anderem Torf-Moose beherbergen, die wiederum eine hohe Fähigkeit haben CO2 zu speichern. Durch das Speichern von Kohlenstoff wirken Moore als natürlicher Puffer gegen den Klimawandel. Das funktioniert so, dass CO2 durch Photosynthese in der pflanzlichen Biomasse aufgenommen wird. Abgestorbene Pflanzenreste werden aber durch den hohen Wassergehalt eines Moors nicht vollständig zersetzt und somit bleibt das CO2 im dann entstehenden Torf gebunden. Durch die erhöhte Konzentration von Stickstoff aufgrund von Landwirtschaft und Verkehr gehen diese Moose in Moorgebieten aber zurück, weil sie solche Stickstoffmengen nicht vertragen und sozusagen überdüngt werden.

Moore spielen auch eine wichtige Rolle im Erhalt der Artenvielfalt. Sie dienen vielen Vogelarten und kleinen Säugetieren als Unterschlupf und bieten ihnen einen sicheren Zufluchtsort zum Nisten und Fressen.

Auch in Ländern des globalen Südens sind Moore ein wichtiges Ökosystem. Sie sind neben ihrer Rolle zur Regulierung des Klimas von entscheidender Bedeutung für die Bereitstellung von Nahrungs- und Wasserressourcen und als Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten. Sie wirken als natürliche Reservoire, verlangsamen den Abfluss von Niederschlägen und beugen dadurch Überschwemmungen vor und tragen dazu bei, den Wasserstand in Flüssen und Bächen aufrechtzuerhalten. Schließlich sind Moore eine Einkommens- und Lebensgrundlage für viele Menschen vor Ort. Die Menschen ernten natürliche Ressourcen wie Heidekraut, Torf oder jagen Kleinwild. Zudem sind die Feuchtgebiete für viele Länder des globalen Südens als Ökotourismusregion ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das größte Moor weltweit befindet sich übrigens im Kongobecken, dem zweitgrößten Regenwald der Erde. Es ist mit 16,7 Millionen Hektar etwa so groß wie England und speichert laut Wissenschaft ca. 30 Milliarden Tonnen CO2 – das ist so viel wie die USA in 20 Jahren ausstoßen. Doch auch dieses Moor ist aktuell stark bedroht, denn Erdölvorkommen haben dazu geführt, dass die Demokratische Republik Kongo im Sommer 2022 Bohrlizenzen an internationale Konzerne vergeben hat, was eine massive Bedrohung des Ökosystems darstellt.

Palmölplantagen tragen stark zur Zerstörung von Mooren bei.

Moore als Treibhausgasquellen

Wenn Meere, Wälder, Moore und Böden gefährdet oder zerstört sind, können sie zudem zu immensen Quellen von Treibhausgasemissionen werden. Die Trockenlegung von Mooren ist mit über 2 Milliarden Tonnen CO2 für rund 4 Prozent aller menschengemachten Emissionen verantwortlich, wie im Mooratlas 2023 nachzulesen ist.

Sowohl in den Industriestaaten als auch in den Ländern des globalen Südens sind Moore und Feuchtgebiete menschlichen Aktivitäten und Nutzungen unterworfen, die deren Existenz bedrohen. Menschen haben im Laufe der Geschichte schon immer Moore entwässert, um einen landwirtschaftlichen Nutzen daraus zu gewinnen oder Torf abzubauen, ein Rohstoff, der früher beim Gebäudebau eine wichtige Rolle gespielt hat und heute als Brennstoff, Vieheinstreu und Pflanzensubstrat verwendet wird. Bereits 1971 wurde von einem Großteil der UN-Mitgliedsstaaten die Ramsar Konvention zum Erhalt dieser Feuchtgebiete unterzeichnet. Dennoch schritt die Zerstörung immer weiter voran. Bereits jetzt sind laut "Mooratlas" weltweit über 10 Prozent der 500 Millionen Hektar Moore entwässert, in Mitteleuropa weit über 90 Prozent. Auch in Österreich sind laut einer Studie des WWF und Ökobüro 90 Prozent der ursprünglichen Moorfläche Österreichs bereits verloren und zwei Drittel der bestehenden Moorgebiete Österreichs weisen gestörte Wasserhaushalte auf wobei die Tendenz aufgrund der Klimakrise steigend ist.

Haupttreiber der globalen Moorzerstörung sind die Land- und Forstwirtschaft. Denn dadurch wurden viele Acker-, Forst- und Grünlandflächen in Industriestaaten trockengelegt. In Ländern des globalen Südens zum Beispiel Indonesien oder Malaysien sind vor allem Palmölplantagen für die Abholzung und Trockenlegung von Moorregenwäldern verantwortlich. Diese verlorenen Kohlenstoffsenken befeuern die Klimakrise regelrecht, denn obwohl Moore weltweit nur drei Prozent der Landfläche bedecken, speichern sie etwa doppelt so viel CO2 wie alle Wälder der Erde zusammen, die mit 27 Prozent fast ein Drittel der globalen Landfläche ausmachen. CO2 das bei ihrer Zerstörung in die Atmosphäre gelangt.

Wir verwenden torffreie Erde zu verwenden.

Was kann ich zum Schutz von Mooren beitragen?

Moore sind also ein unglaublich wichtiger Lebensraum weltweit und ihr Erhalt ist unerlässlich für die Erreichung des 1,5 Grad Zieles und als Lebensgrundlage für die Tiere, Pflanzen und Menschen, die in ihnen leben und auf sie angewiesen sind. Auf politischer Ebene muss daher viel getan werden, um die Moore und Feuchtgebiete weltweit vor weiterer Entwässerung zu schützen.

Neben dem Schutz der bestehenden Moore gibt es auch Renaturierungsbemühungen. Die Technische Universität München berechnete die Renaturierung eines Niedermoores mit bis zu 30 Tonnen CO2-Äquivalentersparnis pro Hektar und Jahr und die Renaturierung eines Hochmoores mit bis zu 15 Tonnen CO2-Äquivalentersparnis pro Jahr und Hektar. (Übrigens: Ein CO2-Äquivalent ist eine Maßeinheit der unterschiedlichen Treibhausgase zur Vereinheitlichung der Klimawirkung. Äquivalente werden auch als „Globales Erwärmungspotenzial“ bezeichnet.)

Die Vereinten Nationen haben die Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen 2021 bis 2030 ins Leben gerufen. Unter dem Hashtag #GenerationRestoration kann jede:r seine Unterstützung bekunden. Auch in Österreich wurde mit der 2022 unterzeichneten Moorstrategie 2030 ein erster wichtiger Schritt gesetzt. Renaturierung der Moore. Und die EU hat vor wenigen Tagen beschlossen, dass es bis 2030 15 Prozent mehr CO2-Senken in der EU geben soll.

Doch auch jede und jeder Einzelne kann etwas zum Schutz der noch bestehende weltweiten Moore beitragen. Dazu zählt, nur torffreie Erde für Blumen und Garten zu kaufen, damit kein Torf abgebaut wird. Pflanzliche Ernährung zu bevorzugen, da für den Futtermittelanbau weltweit immer mehr landwirtschaftliche Flächen benötigt werden. Und auf Palmöl in Lebensmittel, Kosmetika, etc. zu verzichten. Übrigens: hinter diesen Inhaltsstoffen steckt laut Codecheck Palmöl: Hinter diesen Inhaltsstoffen steckt Palmöl: Sodium Lauryl Sulfoacetate, Cetyl Palmitate, Cetearyl Alcohol, Cetyl Alcohol, Fettsäureglycerid, Glyceryl Stearat, PEG-100 Stearate, Polyglyceryl-2-Caprate, Stearic Acid, Magnesium Stearate, Glycerin“ (bei veganen Produkten entweder aus Kokosöl oder Palmöl hergestellt), Glycerinfettsäureester, Sodium Cetearyl Sulfate, Steareth -20, Zink Stearate. Für den nächsten Einkauf am besten diese Liste notieren oder die App Codecheck verwenden.