Lebensmittelindustrie – Verschwendung und Rettung

Lebensmittelverschwendung – wie schaffen wir es, unsere kostbaren Lebensmittel zu erhalten?

Täglich landen auf der ganzen Welt unzählige Lebensmittel im Müll. Doch sind bei weitem nicht alle davon ungenießbar und schlecht! In diesem Artikel erhalten Sie Tipps, was Sie tun können, um der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten. Außerdem erfahren Sie, welche Start-ups und Organisationen mit sehr kreativen Methoden neue Absatzmärkte für Lebensmittel schaffen, die sonst im Müll landen würden.

Laut der WWF-Reportage Driven to waste werden ganze 40% aller weltweit produzierten Nahrungsmittel weggeschmissen. Das bedeutet, dass alle Lebensmittel, die jährlich bis zum 26.Mai produziert werden in der Tonne landen! Gleichzeitig hungern weltweit bis zu 811 Millionen Menschen (Stand Oktober 2021). Obendrein erreichen uns täglich Meldungen aus der ganzen Welt, dass aufgrund von Kriegen (z.B. Ukraine) oder klimatischen Veränderungen (z.B. Dürre in Norditalien) riesige Mengen an Nahrungsmitteln verloren gehen.

Diese Nahrungsmittel- und Ressourcenverschwendung ist ein enorm starker Faktor, der die Klimakrise vorantreibt. Denn: Die Produktion und Lagerung der Nahrungsmittel verursacht Unmengen an Treibhausgasen, sie nimmt extrem viel Fläche in Anspruch, die  der Natur nicht mehr zur Verfügung steht und ist äußerst energieintensiv.

Allein in Österreich, macht die Produktion und der Konsum von Nahrungsmitteln rund 20% des CO2-Fußabdrucks aus. Dabei verteilt sich der Energieverbrauch zwischen Anbau, Ernte, Transport, Kühlung, Verarbeitung und Verzehr. Doch 1/3 der Lebensmittel landen leider auch in Österreich im Müll.

Zahlen und Fakten:

  • Weltweit gehen etwa 40% aller produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verloren.
  • 1 Million Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle entstehen in Österreich jedes Jahr – valide Zahlen der Landwirtschaft fehlen allerdings.
  • Lebensmittelverschwendung ist für rund zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich – knapp doppelt so viel wie der jährliche Ausstoß des Autoverkehrs in der EU und den USA zusammen.

Quelle: https://www.wwf.at/nachhaltig-leben/lebensmittelverschwendung/

Doch was sind die genauen Ursachen für Nahrungsmittelverschwendung?

Verschwendung beginnt schon in der Landwirtschaft: falsche Lagerung, Schädlingsbefall, Unwetter oder schlicht Entsorgung, weil es nicht genug Abnehmer: innen gibt. In der Industrie setzt es sich fort: Transportschäden, falsche Lagerung, technische Ursachen in der Produktion, Qualitätssicherung und Überproduktion sind hier die Faktoren für Lebensmittelverluste. Im Handel ist das Hauptproblem der optische Anspruch: viele Produkte scheiden aus dem Grund im Vorhinein aus, andere bleiben liegen und verderben. In der Gastronomie spielen mehrere Faktoren eine Rolle: unkalkulierbare Nachfrage, falsche Lagerung, Hygiene- und Produktvorschriften, schlecht definierte Portionsgrößen und Speiseabfälle führen zu extremer Lebensmittelverschwendung. Die letzten in dieser Kette sind wir alle, die Verbraucher:innen: uns fehlt das Bewusstsein für die Lebensmittelverfügbarkeit und der Sinn für gerechten Umgang mit Nahrung. Wir sind an den Lebensmittelüberfluss gewöhnt, der in Wahrheit unnatürlich ist!

4 Tipps, wie jede:r Lebensmittelverschwendung vermeiden kann:

  1. Bewusstes Einkaufen: Vor dem Einkauf überlegen welche Gerichte man kochen möchte und eine Einkaufsliste schreiben
  2. Lagerung: Die richtige Lagerung zuhause, nach dem Einkauf ist wichtig! Beachten Sie dabei die Empfehlungen der Hersteller.
  3. Haltbarkeit: Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde sind NICHT automatisch schlecht! Viele Lebensmittel sind länger genießbar. Darum verlassen Sie sich auf: Sehen, Riechen und Schmecken!
  4. Kreativität: Aus Lebensmittelresten können neue Gerichte kreiert werden. So vermeidet man Lebensmittelverschwendung. Vieles kann man einfrieren und weiterverarbeiten. Beispiel: überreife Früchte zu Marmelade, Eis oder Smoothies verarbeiten.
  5. Selber machen: eine Jause für zwischendurch, Snacks oder das Mittagessen in der Arbeit kann mit etwas Vorausplanung gut zu Hause vorbereitet und mitgenommen werden. Dadurch ersparen Sie sich Plastik- und Verpackungsmüll und essen Ihre frischen Lieblingsspeisen.

Initiativen gegen Lebensmittelverschwendung:

Um der Lebensmittelverschwendung entgegen zu wirken und mehr Lebensmittel vor der Tonne zu retten, gibt es mittlerweile einige Start-Ups und Unternehmen, die genau das zu ihrer Aufgabe gemacht haben: Lebensmittel retten.

  • Too Good To Go: Mit der Handyapp Too Good To Go können Lebensmittel und ganze Mahlzeiten aus Restaurants und Supermärkten zu günstigen Preisen gerettet werden.
  • KRUT: macht aus frischem Gemüse, das oft gar nicht erst geerntet wird aufgrund der nicht traditionellen Optik, traditionell koreanisches Kimchi. Nachhaltig und gesund, aus gerettetem Gemüse hergestellt.
  • Foodsharing: „Fair-Teiler“ rettet gute Lebensmittel vor der Tonne, indem die Organisation täglich Lebensmittel in öffentlich zugänglichen Kühlschränken verteilt.
  • Team Österreich Tafel: Diese Initiative vom Österreichischen Roten Kreuz und Hitradio Ö3 sammelt jeden Samstag nicht mehr verkäufliche, aber dennoch einwandfreie Lebensmittel, um sie an Menschen in Not auszugeben. Insgesamt gibt es 118 Ausgabestellen und 19.000 Familien werden versorgt.
  • Robin-Foods: rettet Lebensmittel, indem sie Kochtage, Fahrradküchen und Grätzloasen organisieren. Sie fermentieren Lebensmittel, kochen auf der Straße und klären die Menschen über Lebensmittelverschwendung auf.

Hier und hier finden Sie Auflistungen weiterer Start-Ups und Netzwerke, die Lebensmittel retten.

Jede:r Einzelne kann also ganz leicht einen Beitrag leisten, um die Lebensmittelverschwendung Schritt für Schritt zu verringern. Dadurch tragen wir auch sehr stark zu mehr Klimagerechtigkeit und einem lokal und global verringerten CO2 Ausstoß bei. Wenn Sie Fragen haben, wie Sie Ihren CO2 Ausstoß reduzieren könnten, wenden Sie sich jederzeit an uns. Erste Tipps dazu finden Sie auf https://klima-kollekte.at