Elektroschrott – Gift für die Umwelt und wie Österreich dagegen steuern will

Weltweit steigt der Gebrauch an elektronischen Geräten Jahr für Jahr weiter an. Resultierend daraus werden für die Produktion neuer Elektrogeräte deutlich mehr Ressourcen benötigt, an die man nur durch Ausbeutung von Rohstoffen gelangt. Das heißt die Menge an Elektroschrott steigt parallel dazu auch weiter an.

Alle elektronischen Geräte enthalten wertvolle Rohstoffe, darunter Edelmetalle, Eisen, Kupfer, Aluminium, aber auch Gold und Silber. Diese Rohstoffe können recycelt und wiederverwendet werden. Allerdings werden weltweit nur 17% des gesamten Elektroschrotts recycelt. Die restlichen 83% verfallen irgendwo auf der Erde oder im Weltall! Oft werden auch Länder des globalen Südens betrogen, indem 7-20% von diesen 83% des Schrotts als „wiederverwendbare Second Hand-Ware“ illegal dorthin verkauft und exportiert werden. In diesen Ländern werden die in Wahrheit defekten Geräte, dann von den Einheimischen - oft sind das Kinder und Jugendliche -in ihre Einzelteile zerlegt. Doch nicht nur wiederverwendbare Rohstoffe sind in diesen Geräten enthalten, sondern auch schädliche Schwermetalle: Blei und Quecksilber, Kunststoffe und giftige Flammschutzmittel. Beim Zerlegen der Geräte werden diese giftigen Stoffe und Dämpfe mit bloßen Händen berührt und ohne Atemschutzgeräte eingeatmet!

Diese ganzen Rohstoffe werden fast ausschließlich im globalen Süden abgebaut. In diesen Ländern verursacht der Abbau massivste Umweltverschmutzungen, sowie extreme Menschenrechtsverletzungen.  Für den Abbau werden ganze Lebensbereiche der Tier- und Pflanzenwelt vernichtet: Urwälder werden gerodet, Berge gesprengt, Chemikalien genutzt, die ins Grundwasser gelangen und dieses vergiften und viele weitere Verbrechen begangen. Zusätzlich werden für den Transport der Rohstoffe und die Weiterverarbeitung in den Industrieanlagen riesige Mengen an Energie benötigt, weshalb der CO2 Ausstoß immens hoch und sehr klimaschädlich ist.

Nachdem die Rohstoffe die ganze Kette des Abbaus, der Produktion der Elektrogeräte und der Nutzung dieser durchlebten, werden diese elektronischen Geräte irgendwann zu Elektromüll. Dieser Elektromüll verursacht schwerwiegende Folgen im globalen Süden. Nicht nur, dass dieser eigentliche Elektroschrott illegal dorthin verkauft und zerlegt wird, sondern er hinterlässt noch viel mehr Schaden an Mensch und Umwelt.

Es gibt einige erschreckende Beispiele für den Umgang mit diesem Elektroschrott. In der Stadt Accra in Ghana befindet sich der größte Elektroschrott-Müllplatz Afrikas. Giftiger Elektroschrott aus der ganzen Welt landet hier, pro Jahr sind das zwischen 20 bis 50 Millionen Tonnen Müll. Die österreichischen Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer produzierten eine Dokumentation über einen weiteren Ort in Afrika mit einem riesigen Elektroschrott-Müllplatz, genannt „Sodom“. In dieser Dokumentation „Welcome to Sodom“ sieht man erschreckende Bilder, die aus einem apokalyptischem Science-Fiction Film stammen könnten und verantwortlich dafür ist allein Europa! Auf diesen Elektroschrott-Müllplatzen leben Familien. Die wachsenden Müllberge verseuchen und vergiften ihr Land und vertreiben alle Lebewesen rundherum. Es gibt keine Pflanzen, kein sauberes Trinkwasser, keine fruchtbaren Böden, keine Tiere, keine saubere und giftfreie Luft zum Atmen, einfach nichts. Die Menschen leben auf diesen giftigen Schrottplätzen, um etwas Geld verdienen zu können. Das Geld verdienen Sie, indem sie die Geräte verbrennen und zerlegen, um die darin verbauten Rohstoffe weiterverkaufen zu können. Mit diesem geringen und unsicherem Einkommen versuchen die Menschen zu überleben, doch gerade diese Arbeit und Lebensweise macht sie auch sehr krank. Es ist ein Teufelskreislauf, von dem ausschließlich die moderne erste Welt profitiert und die Menschen vor Ort bezahlen mit ihrer Gesundheit., Denn die Rohstoffe, die diese Menschen aus den Elektroschrott-Müllhalden herausholen, landen im Endeffekt wieder in der Produktion der modernen Welt im globalen Norden für neue Elektrogeräte. Klimagerechtigkeit sieht anders aus.

 

Maßnahmen gegen so viel Elektromüll

Als erstes Land Europas will Österreich dem wachsenden Berg an Elektromüll einen Dämpfer versetzen. Elektrogeräte, die defekt sind sollen eine zweite Chance bekommen. Dafür wurde die Förderaktion Reparaturbonus als Unterstützung und Motivation ins Leben gerufen. Er soll die Menschen dazu motivieren, die defekten Geräte nicht sofort zu entsorgen, sondern diese reparieren zu lassen. Diese Förderung ermöglicht eine Kostenübernahme von 50% der Reparaturkosten, bis zu einem Maximalbetrag von 200€. Der Reparaturbonus kann so lange beantragt werden, wie die Budgetmittel von 130 Millionen Euro vorhanden sind. Die erste Phase läuft bis zum 31.Dezember 2023, die ganze Aktion soll bis ins Jahr 2026 laufen. Hier finden Sie einen Link, der zu einer Liste mit allen Geräten, die unter den Reparaturbonus fallen, führt und einen weiteren Verweis zum ausführlichen Informationsblatt. Der Reparaturbonus soll somit die Kette des ständigen Neukaufens unterbrechen und hinführen zu Recycle and Reuse.

Die Umweltschutzorganisation Global2000 befürwortet diese Aktion sehr: „Nur durch Vermeidung von Neukäufen sei der Übergang zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu schaffen“. Durch die Vermeidung der Neuanschaffungen und die Förderung längerer Nutzungsdauern der Geräte wird etwas zum Klimaschutz beigetragen und die regionale Wirtschaft, durch die Reparaturen gefördert. Allein wenn Waschmaschinen, Notebooks und Staubsauger repariert und nur 12 Monate länger genutzt werden, können pro Jahr vier Millionen Tonnen CO2 eingespart werden!