Auf unterschiedlichen Pfaden zu Netto-Null
Die Berechnungen des Wegener-Centers der Universität Graz und des Instituts for Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien zeigen, dass konsequenter Klimaschutz mehrere positive Auswirkungen haben kann. Wie kann das am besten gelingen? Die Studie analysierte dazu drei mögliche Szenarien. Alle diese Szenarien erreichen die Klimaneutralität im Jahr 2040, allerdings auf sehr unterschiedlichen Pfaden mit unterschiedlichen Auswirkungen.
- ZeroBasis: Dieses Szenario setzt auf technologischen Wandel und Elektrifizierung, ohne den Gesamtenergiebedarf wesentlich zu reduzieren. Große Teile der benötigten Energie – auch Strom – werden durch Importe bereitgestellt.
- ZeroTransition: Hier liegt der Fokus auf umfassenden Klimaschutzmaßnahmen, die eine Reduktion des Energieverbrauchs und eine stärkere Kreislaufwirtschaft beinhalten. Dieses Szenario setzt auf inländische erneuerbare Energien
- JustTransition: Dieses Szenario baut auf umfassenden Klimaschutzmaßnahmen auf und fügt soziale Gerechtigkeit hinzu, etwa durch eine höhere CO₂-Steuer auf Luxusgüter, Flüge und Individualverkehr. Lebensmittel, Wärme und Strom oder notwendige Haushaltsgüter werden niedriger besteuert.
Die Studie zeigt, dass das ZeroTransition-Szenario in wirtschaftlicher Hinsicht besonders positiv abschneidet:
- Wirtschaftlicher Wohlstand: Durch die Fokussierung auf Kreislaufwirtschaft entstehen hochwertigere Produkte, die zu einem gesteigerten Wohlstand führen. Die Beschäftigungsquote steigt und die Nachfrage nach Arbeitskräften führt zu höheren Löhnen, besonders für einkommensschwächere Gruppen.
- Versorgungssicherheit und Energieabhängigkeit: Mit einer Verringerung der Energienachfrage und der Fokussierung auf inländische erneuerbare Energien kann die Energieabhängigkeit verringert und die Wirtschaft stabilisiert werden.
- Umweltschutz: Die Reduzierung des Energie- und Materialverbrauchs entlastet Natur und Umwelt und unterstützt damit die Biodiversität.
Das JustTransition-Szenario ergänzt das ZeroTransition um soziale Gerechtigkeit. Durch Maßnahmen wie eine CO₂-Steuer auf Luxusgüter und Arbeitszeitverkürzungen profitieren einkommensschwächere Gruppen überproportional. Die Analyse zeigt, dass rein technologiezentrierte Pfade wir das ZeroBasis-Szenario soziale und ökologische Dimensionen vernachlässigen. Ungleichheiten bleiben gleich oder könnten sich noch verstärken. Was die Artenvielfalt angeht, zeigt sich im technologiebasierten Szenario eine zusätzliche Belastung durch hohen Energie- und Materialverbrauch,
Das Resümee
Die Studie zeigt, dass eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft mit Wohlfahrtsgewinnen einhergehen kann, wenn der Schwerpunkt auf Energieeffizienz, Reduktion der Energienachfrage und des Rohstoffverbrauchs liegt. Die Haushaltseinkommen steigen und es kann sogar Vollbeschäftigung erreicht werden. Denn die Umstellung der Produktion auf arbeitsintensivere und materialsparende Produktionsformen führt nicht nur zu einer Verringerung des Materialverbrauchs, sondern auch zu positiven Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten. Darüber hinaus ergeben sich durch die Verlagerung zu arbeitsintensiveren Prozessen positive Verteilungseffekte, da einkommensschwächere Haushalte überproportional von Lohnsteigerungen profitieren.
Quelle: https://www.global2000.at/publikationen/mutter-erde-studie
Factsheet: Auf unterschiedlichen Pfaden zur Klimaneutralität
Volkswirtschaftliche Evaluierung von Netto-Null. Treibhausgas-Emissionspfaden für Österreich
von Univ.-Prof. Mag. Dr.rer.soc.oec. Karl Steininger, Dr.in Veronika Kulmer, Matthias Salomon Bsc, Universität Graz, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel